Rückwärts-Tutorial

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Es gibt viele Anleitungen im Internet, wie man Dinge machen kann. Ich weiss gar nicht, ob es auch so viele zum Thema „Alles nochmal“ gibt.
Ich hatte vor 2 Tagen ein Kosmetiktäschchen genäht. Es ging wirklich schnell, was erstmal toll war. Mich interessierte das Design, der Stoff „lag rum“ und innerhalb von 30 Min war es fertig.

Was man auf dem Foto jetzt nicht sieht: Dieses Täschchen hat keinen Stand. In den 30 Minuten hatte ich mir die Bügeleinlage einfach erspart. Ich war insgeheim davon ausgegangen, daß die Form genügend Stabilität geben würde. Zweiter Fehler: weißes Innenfutter. Da sieht man sofort jeden Fleck und bei Kosmetik und mir geht das schnell. Weiß und abwaschbar wäre eine mögliche Kombination gewesen. 
Dritter Grund für das Auftrennen: Ich hatte einfach schlampig genäht. Die Ecken waren nicht symmetrisch, was auf den ersten Blick nicht unbedingt auffiel, aber ich sah es und das reicht.
Mein Trennmesser. Ich liebe es und wir haben eine innige und intensive Beziehung, was einerseits an meiner Ungeduld liegt und zum anderen an meinem ausgeprägten Hang zu Denkfehlern und Unfällen.
Seit einigen Monaten haben wir unsere Beziehung vertieft, nachdem ich per Zufall auf Youtube sah  wie man es richtig benutzt. Dem standen über 30 Jahre (mit langejährigen Nähpausen) falsche Handhabung entgegen.

 

Alle Nähte bis auf den Reissverschluss sind augetrennt .

 

Das Futter vom Reissverschluss lösen und dann mit der Fusselrolle die Fadenreste entfernen

 

Auch die von der Hose. Kleiner Tipp: Möglichst keine Fleecekleidung beim Auftrennen tragen. Die nimmt mehr Fadenfussel auf als die Rolle.
Das Futter habe ich beiseite gelegt (auf dem probiere ich gerade den Fototransfer auf Stoff aus), den Reissverschluss vom Oberstoff getrennt und erstmal Vlieseinlage aufgebügelt.
Da ich einen Endlosreissverschluss benutzt habe, sicherte ich vorsichtshalber nochmal die Enden mit einem Zickzackstich, damit der Schieber nicht rausgeht.

 

Für den Stand des Oberstoffes wählte ich die H250 Vlieseinlage.

 

Bei der Wahl des Futters hätte ich auf meine vielen Stoffresten zurückgreifen können, aber es war der Gedanke „abwaschbar“ aufgekommen. Ich verfüge über ein stattliches Kontingent an faltbaren Einkaufstaschen, die teilweise schon sehr gelitten haben. Insbesondere die 0,99€ Taschen eines großen Drogeriemarktes vertragen keinen schweren Inhalt.
Die Bodennaht hatte ich schon nachgenäht, aber der Stoff reisst immer wieder auf, wenn Milchtüten und Flaschen transportiert werden. Darum bin ich auf Baumwolltaschen umgestiegen – selbstgemacht, natürlich.
Als Futter eignen sich diese Taschen jedoch großartig.

 

Aus dem Einkaufsbeutel schnitt ich 2 passende Teile zu. Da mir das Täschchen insgesamt zu groß war, verkleinerte ich alle Schnittteile um 2 cm. Spontan entschied ich mich noch für einen Streifen auf dem Oberstoff als Dekoration, applizierte ihn und setzte alles wieder zusammen. Diesmal aufmerksamer und richtig.

 

 

Da es sich um ein Rückwärts-Tutorial handelt, beschreibe ich jetzt nicht die genauen Arbeitsschritte hierzu. Auf Youtube gibt es hilfreiche Videoanleitungen für das Boxtäschchen. Wenn man sie von Anfang an befolgt, braucht man auch nicht wieder alles aufzutrennen.